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Donnerstag

Dieses Mal lachten sie mit und nicht über Carlotta

Carlotta war dabei. Aber es machte sie krank, dass sie ausgelacht wurde. Sie saß ganz vorn und dadurch wurde sie ein leichtes Ziel für Papierkügelchen, die nach ihr gespuckt wurden und die ihr manchmal richtig wehtaten. Weniger ihrer Haut als ihren Gefühlen.

In diesem Teil des Südens der Vereinigten Staaten war ihre Highschool eine der ersten, in die schwarze Schüler und Schülerinnen aufgenommen wurden. Sie war die einzige Schwarze in der Klasse und verstand sehr gut, dass hier Geschichte geschrieben wurde. Deshalb hing viel davon ab, auf welche Weise sie auf die Herausforderung reagieren würde.

Bisher hatte sie, immer wenn eine dieser mit Spucke befeuchteten Raketen, die im Allgemeinen ein Stückchen Metall enthielten, sie an der Wange oder der Stirn traf, an sich halten können. Natürlich schlug ihr Herz schneller. Aber mit großer Selbstbeherrschung war es ihr gelungen, dies vor ihren Klassenkameraden zu verbergen. Das Problem war, dass die Mitschüler auf die Idee verfallen könnten, dass Carlotta nicht ebenso empfand wie alle anderen, wenn sie sahen, wie sie reagierte, während sie das doch nur mit einem großen Aufwand an Selbstbeherrschung zustande brachte.

Carotta erzählte in einer Übungsgruppe in einer der Kirchen von ihrem Problem. Sie erklärte dort, dass sie, obwohl sie entschlossen war, nicht zurückzuschlagen, sie sich manchmal so niedergedrückt fühlte, dass sie sich, wenn sie sich nach einem dieser Angriffe das Gesicht abwischte und die Klasse wie wild darüber lachte, wünschte, sie könnte sich aus der Klasse schleichen und müsste nie mehr dorthin zurückkommen.

Zum Glück war Jim Lawson ihr Gruppenleiter. Er war älter und hatte noch Schlimmeres als sie ertragen müssen. Er hatte auf diese Beleidigungen intelligent und mutig reagiert. Er war selbst neugierig, was geschehen würde, wenn Carlotta, wenn sie das nächste Mal ein Papierkügelchen treffen würde, echt und stark darauf reagieren würde und nicht auf ihre übliche angespannte und zu negative Art. „Wie wäre es, wenn du es folgendermaßen versuchen würdest? Du hebst das Papierkügelchen vom Fußboden auf. Dann trägst du es zum Platz des Mitschülers, der es gespuckt hat. Es wird nicht schwer sein herauszufinden, wer es war, denn die anderen Kinder werden auf ihn zeigen, denn sie hoffen, dass du diesmal mit Gewalt reagierst oder deine Gefühle zeigst. Dann lächelst du ihn so freundlich wie möglich an – und dein Lächeln muss durchaus echt sein – und legst das Papierkügelchen höflich auf seinen Tisch. Du kannst dich darauf verlassen, dass dir dann schon einfallen wird, was du anschließend tun kannst.“

Carlotta staunte. Das war wirklich ein Plan! Sie war so davon begeistert, dass sie die möglichen Schritte immer wieder in ihrer Vorstellung durchging. Schon nach ein paar Tagen ergab sie die Gelegenheit, das neue Verhalten auszuprobieren. Das Papierkügelchen verfehlte sie. Sie hob es vom Boden auf und brachte es dem offensichtlich „Schuldigen“. Sie legte das Papierkügelchen mit allem ihr zur Verfügung stehenden Charme vor ihn hin, lächelt und fragte: „Das gehört doch dir, nicht?“ Zu ihrem Erstaunen gelang es ihr, zu ihrem Platz zurückzugehen, ohne dass sie auch nur im Geringsten verlegen war.

Die Klasse brach in Gelächter aus. Diesmal jedoch nicht über Carlotta.


Aus dem Buch: 
Instead of cowardice or hate
COURAGE IN BOTH HANDS
Dramatic stories of real men and women who accomplished more than they believed they could
Allan A. Hunter
Copyright © 1962 by Allan A. Hunter Printed in the United States of America
BALLANTINE BOOKS, INC.
101 Fifth Avenue New York 3, N. Y.