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Donnerstag

Neunjähriges Mädchen stoppte rassistische Gewalt in der U-Bahn

„In der U-Bahn in Essen ereignete sich dieser Vorfall. Es war vor zwei oder drei Jahren Mitte August in der Nähe der Haltestelle Viehofer Platz an einem Nachmittag gegen 17 Uhr: Die Bahn war recht voll. Zwei Kerle, 19 bis 20 Jahre alt, waren drauf und dran, einen Afrikaner zusammenzuschlagen. Dies ist im ersten Abteil geschehen. Ich saß im zweiten Abteil ziemlich am Ende. Als ich das sah, wurde ich ängstlich. Keiner hat etwas unternommen. Nur ein kleines Kind, ein Mädchen (8 bis 9 Jahre), stellte sich dazwischen. Ich sah das Mädchen von der Seite. Es sagte nichts. Als ich das Mädchen sah, wie es sich dazwischen stellte, habe ich einen leichten Stolz empfunden, dass es noch solche Leute gibt, die sich noch um ihre Mitmenschen kümmern können oder wollen. Die Typen haben doof geguckt und - das konnte ich an den Gesten der Typen erkennen - sie wollten es zur Seite schieben; aber sie packten das Mädchen nicht an. Als dann immer mehr, etwa fünf Leute sich ebenfalls dazwischen stellten, sind die Typen an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Als sie draußen waren, war ich sehr erleichtert, dass sie weg waren. Der Afrikaner war auch sichtlich erleichtert und hat sich bei dem Mädchen und den Leuten bedankt.

Zuerst, da sie alleine dazwischen trat, habe ich gedacht, das Mädchen muss verrückt sein, denn die zwei Typen waren recht groß und kräftig im Vergleich zu diesem Mädchen. Ich staunte über den Mut und über den Erfolg des Mädchens. Ich denke, eine Frau im selben Alter wär garantiert durch die Gegend geschubst worden. Wenn es eine alte Frau oder ein junges Kind ist, hat man immer noch mehr Respekt als vor Gleichaltrigen. Die hatten nicht gewagt, das Mädchen zu schlagen. Wenn ich näher an dem Ort gesessen hätte, wäre ich auch mit den anderen dazwischen gegangen.“

Alexander Behler, ein 19-jähriger Berufsschüler, erlebte dieses gütekräftige Auftreten und schrieb es auf die Bitte von Martin Arnold hin am 20. Juni 2001 im Religionsunterricht auf. Die Angaben über seine Gefühle und Gedanken (kursiv) fügte er auf Nachfragen hin dazu. Er ist mit der Veröffentlichung einverstanden.

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Wir alle haben die Gütekraft erlebt. Gütekraft-Erlebnisse (wie dieses) sind wichtig. Merken wir sie uns, erzählen wir sie uns gegenseitig und reden darüber, wie Gewalt überwunden werden kann. Martin Arnold sammelt für die Erforschung der Gütekraft Erlebnisberichte und bittet um Kontaktaufnahme:

Martin Arnold
E-Mail: Martin.Arnold((ätt))ekir.de

Eine alte Frau rettet einen jungen Chinesen, ein Gütekraftbericht

"Vor drei Jahren wollten fünf Ausländer auf dem Fronhauser Markt in Essen einen kleinen Chinesen oder Koreaner hauen. Ich saß im Bus und konnte es beobachten. Die fünf haben ihn geschubst, angespuckt und geohrfeigt. Bis eine alte Frau kam und sich dazwischen gestellt hat. Sie fuchtelte, als sie hinzukam, mit ihrem Regenschirm. Sie fing an, mit ihrem Regenschirm zu hauen und die fünf Ausländer versuchten sich zu schützen mit den Armen am Kopf. Sie rief etwas, was ich nicht verstehen konnte. Da haben die fünf ganz doof geguckt und sind abgehauen.
Ich fühlte mit dem Chinesen (oder Koreaner) mit, dass es einfach feige und respektlos ist, mit fünf auf einen. Ich habe mich gewundert, dass eine Alte Frau dem Chinesen (Koreaner) geholfen und die fünf Ausländer verscheucht hatte."

Džavid Karalic (Berufsschüler in Essen, aufgeschrieben am 20.6.01, mit Veröffentlichung einverstanden)

Wie Gewalt abgewendet wurde, drei kurze Gütekraftberichte

Erlebnissberichte von Schülern einer Berufsschule in Nordrhein-Westfalen:

"Ein Freund von mir hatte Stress mit einem Libanesen in einer Disko und er war  kurz vor einer Schlägerei. Bevor jedoch dieser Freund eine sinnlose Prügelei anfangen konnte, ging ich dazwischen, schuppte beide weg und sorgte dafür, dass sie an diesem Abend nicht mehr auf einander trafen. Ich bin dazwischen gegangen, da ich meinen Freund genau einschätzen kann, und wenn er gesoffen hat, hätte die Situation böse ausgehen können." (KT)

"Zwei Freunde hatten Streit, ich weiß auch nicht wieso. Später hat sich das dann so hochgeschaukelt, dass sie sich schlagen wollten. Es war bei mir zu Hause, ich hab dann einen rausgeworfen und mit dem andern gesprochen. Am nächsten Tag sind wir dann zusammen zu dem andern gegangen und haben es geklärt." (EK)

"Es kam schon mal einer an und sagte zu mir ohne Grund Hurensohn. Normalerweise reagiere ich nicht gerade freundlich darauf zumindest beleidige ich ihn zurück, aber ich sagte nur „Halt die Fresse!“ und bin weiter gegangen! Hätte ich ihn beleidigt, hätte es vielleicht zu einer Prügelei kommen können, aber ich bin einfach weiter gegangen und habe ihn ignoriert! Ich war zu der Zeit ungefähr 14 und er war ungefähr 16. Es gab auch Zuschauer, aber die haben nichts gesagt oder gemacht." (TE)

Wie kann Gewalt abgewendet werden? Sich beherrschen und ruhig bleiben. Aus dem Weg gehen und nicht hinhören. Oder freundlich reden und sprechen. Einige Male verwarnen. Viele andere Dinge sind möglich.