Posts mit dem Label Straße werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Straße werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag

Meine Welt

  Eine junge Frau erzählt eine Erfahrung, über die sie selbst später noch überrascht war:
  Sie ging allein durch eine von Bäumen beschattete Straße nach Hause, als sie von einem Jugendlichen mit einem Messer angehalten wurde. Es war sorgfältig schwarz angemalt, um das Blinken von Lichtstrahlen zu verhindern. Dies war also kein unerfahrener Räuber. Aber als er sie festhielt und ihr Portemonnaie forderte, sagte sie einfach:
  "Du kannst mich hier nicht belästigen! Das ist meine Wohngegend!"
  Sie war in ihrem Gerechtigkeitsgefühl angegriffen. Sie lebte in einer Welt, in die der Angreifer nicht hineinkonnte. Und ihre Sätze hatten gewirkt. Ohne daß etwas in der Umgebung den Angreifer von körperlicher Gewalt abhielt, drehte er sich um und rannte weg.



(Quelle: ebda., S.30)

Bewaffneter Raubüberfall

Ira Sandperl war auf dem Heimweg von einem Meeting im Mission District von San Francisco, einem Stadtviertel, in dem die Mexikaner die Mehrheit stellen, deren Leben meist von Armut geprägt ist. Er hatte versucht, die Anwesenden dazu zu bewegen, sich selbst zu organisieren, um ihre Situation zu verbessern. Das Treffen war gut gelaufen; er hatte einige Menschen in Bewegung gebracht und am Schluß hatten sie sogar noch Geld gesammelt: Sechs Dollar waren zusammengekommen. Für die Menschen in diesem armen Viertel war das damals ein ganz ansehnlicher Geldbetrag. Den trug Ira Sandperl jetzt spät nachts glücklich in seiner Tasche mit nach Hause.
Plötzlich - in einer unbelebten Seitenstraße - steht vor ihm jemand, der eine Pistole auf ihn gerichtet hält und ihn auffordert: "Gib mir all Dein Geld!"
Ira entgegnet ziemlich unbeirrt: "Kann ich nicht. Ich habe nur sechs Dollar, und die muß ich für unser Projekt geben."
Und er beginnt sogleich, ein paar Worte hinzuzufügen, wofür das Geld bestimmt sei.
Der Straßenräuber unterbricht: "Einen Dreck interessiert mich das. Los, gib mir jetzt endlich Dein Geld."
Darauf Ira: "Ich mach dir einen Vorschlag: Ich geb dir die Hälfte."
Der Räuber: "Das hier ist keine Verhandlung, verdammt noch mal! Her damit, oder ich blas dich weg!!"

In diesem Augenblick fällt Ira Sandperl auf, daß der Mann, der ihn gerade bedroht, mager und hungrig aussieht. Ihm kommt plötzlich der Gedanke, daß der gewaltfreie Weg eine andere Herangehensweise verlangt - und damit gewissermaßen auch ein anderes "Drehbuch" in der Konfrontation mit diesem Menschen.
"Sag mal, wie lange hast du nichts mehr zu Essen gehabt?"
Sein Gegenüber antwortet jetzt: "Ist etwa zwei Tage her."
Darauf Ira: "Verdammt, ich kauf dir was zu essen. Komm schon, steh nicht rum. Wir gehn an der Ecke was essen."
Dabei macht Ira schon die ersten Schritte und gibt mit einer seinem Gegenüber zugewandten, auffordernden Bewegung zu verstehen, daß er darauf warte, mit ihm losgehen zu können, um dem Hunger des Fremden endlich Abhilfe schaffen zu können. Der Fremde geht tatsächlich mit und Ira spendiert ihm ein billiges Essen für 1,97 Dollar. (Zu dieser Zeit konnte man im ärmlichen Mission District für so wenig Geld noch ein richtiges Essen bekommen.)
Nachdem sein Gegenüber sich satt gegessen hatte, bietet Ira ihm 1,03 Dollar an. Der Fremde fragt:
"Was iat das?"
Ira: "Das ist der Rest von deinem Geld. Ich habe dir angeboten, daß wir fifty-fifty teilen, und möchte zu meinem Wort stehen."
Der Fremde lehnt das Geld nun ab: "Ich kann es nicht annehmen."



(Quelle: erzählt von Uwe Painke, Tübingen in seiner Arbeit: Selbstbestimmtes Handeln in Situationen personaler Gewalt (Hausarbeit zur Diplom-Vorprüfung) 1992, S. 18ff)

Kleine Rettungsaktion

Sandweg am Abend: Ein Mann steigt aus einem Auto aus, läuft einer jungen Frau hinterher, versucht, sie mit sich zu ziehen.
Sie macht sich immer wieder los, wehrt ihn ab.
Eine andere Frau beobachtet die Auseinandersetzung, zögert, rennt den beiden dann nach.
Sie begrüßt die Belästigte wie eine alte Freundin und zieht sie in eine Kneipe.



(Quelle: Bericht in der Frankfurter Rundschau, 17./18.11.92 (Dorothee Beck))

Die Radfahrerin

Eine junge Frau fuhr mit dem Fahrrad auf der Straße. Ein Auto kam angefahren, in dem drei Männer saßen, die aus dem Wagen sprangen, um sie zu ergreifen und festzuhalten. Was sie genau wollten, blieb undeutlich. Denn im selben Augenblick kam eine andere Frau vorbei, die so tat, als ob sie die junge Radfahrerin kenne. Und sie rief: "Hallo, Marian, wie lange habe ich dich schon nicht mehr gesehen."
Sie eilte auf "Marian" zu, umarmte sie und führte sie am Arm mit: "Komm mit, wir gehen irgendwohin."
Die drei Männer blieben verdattert zurück.



(Quelle: Han Horstink, s.o.2., S.31)