Septembertag, Fahrt mit dem Zug. Im Abteil wird es plötzlich laut. Die energische Stimme der Zugschaffnerin: "Was heißt das: Sie wollen mich umbringen? So etwas lasse ich mir doch nicht einfach sagen! Das nehmen Sie sofort zurück!"
Ein unverständliches männliches Gebrüll, und dann wieder die klare, resolute Stimme der Schaffnerin: "Nein! Raus! Mit Ihnen fahre ich nicht weiter. Der Zug bleibt jetzt an dieser Haltestelle stehen, bis Sie ausgestiegen sind!" Sie beharrt darauf, daß der Mann an der kleinen Station aussteigt.
Ich meine, ich habe hier eine gute Lektion erhalten: Diese Frau hat mit ihrer entschlossenen Haltung diesem Mann gegenüber zu¬nächst sehr einfach eine bedrohliche Belästigung gegen sie selbst ab-gewendet. Doch noch mehr: Sie hat damit zugleich ein entschiedenes Zeichen in der Öffentlichkeit gesetzt. Gewalt oder die Drohung damit kann nicht einfach hingenommen werden. Dies darf nicht zur Normalität werden.
(Quelle: -bg-)
Ereignisse, in denen Gütekraft, Kraft der Gewaltfreiheit, eine Rolle spielte – mehr dazu: www.martin-arnold.eu Dies sind keine Rezepte, nicht zum Nachmachen! Gütekräftiges Handeln im Konflikt heißt, mit einem Aggressor eine Verbindung herzustellen, die ihn an seine Menschlichkeit erinnert. So können Wunder geschehen. Wo das nicht der Fall ist, soll aber keinesfalls Opfern die Verantwortung für das Erlittene zugeschrieben werden.
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Samstag
Sicher auf der Straße
Ich ging des nachts allein meinen Weg durch die Stadt nach Hause. An einem Mann kam ich vorbei, der am Straßenrand stand. Seine Augen hafteten unangenehm auf mir. Als ich vorbei war, bemerkte ich auch, wie er mir folgte. Absichtlich nahm ich einen anderen Weg, doch er folgte immer noch. Dann holte er mich ein und fragte: "Darf ich ihr Gepäck tragen?"
Denn ich hatte einen Koffer und eine Tasche bei mir.
"Nein!", sagte ich mit klarer Stimme, bog schnell in eine Seitenstraße und lief weg. Doch auch hier folgte er mir. Da drehte ich mich um und sprach ihn sehr laut und hart an: "Laß mich jetzt los!"
Und zugleich ging ich mitten auf der Straße, auf der auch hin und wieder ein Auto durchfuhr. Über meine Reaktion war er nun so erschrocken, daß er gleich abzog.
Ich war froh, als er weg war, und merkte, wie es mich schon etwas gekostet hatte, hier die Nerven zu behalten. Was ich in gleicher Situation auf einem einsamen Waldweg gemacht hätte, weiß ich nicht.
(Quelle: Ute Delor, Freiburg)
Denn ich hatte einen Koffer und eine Tasche bei mir.
"Nein!", sagte ich mit klarer Stimme, bog schnell in eine Seitenstraße und lief weg. Doch auch hier folgte er mir. Da drehte ich mich um und sprach ihn sehr laut und hart an: "Laß mich jetzt los!"
Und zugleich ging ich mitten auf der Straße, auf der auch hin und wieder ein Auto durchfuhr. Über meine Reaktion war er nun so erschrocken, daß er gleich abzog.
Ich war froh, als er weg war, und merkte, wie es mich schon etwas gekostet hatte, hier die Nerven zu behalten. Was ich in gleicher Situation auf einem einsamen Waldweg gemacht hätte, weiß ich nicht.
(Quelle: Ute Delor, Freiburg)
Randale vor der Hütte
Ein Telefonanruf rief uns zur Hilfe: Nächtliche Randale - das war die Absicht einiger faschistisch ausgerichteter Jugendlicher, die vor der Pressehütte standen. Sie machten einigen Aufruhr vor dem Haus. Zwei waren betrunken; die waren auch besonders aggressiv. Und sie belagerten die Tür. Einer von uns, ein Ami, ging zu dem einen an der Türe hin und bat ihn, daß er doch da weggehen solle. Der Betrunkene sagte, gut, gehen wir da auf die Straße. Und es war klar: Er wollte den Zweikampf.
Sie gingen vor, und der Ami stand einfach ganz ruhig da. Das machte den anderen ganz hilflos, und provozierte ihn auch. Er nahm den Ami und stieß ihn rückwärts über eine Bodenkante auf die Erde. Er schlug ihn und rüttelte an ihm. Doch dieser blieb weiter ruhig, ertrug es noch und sagte nur:
"Was hab' ich dir denn getan? Ich schlage niemand. Ich habe dich ja auch noch nie gesehen."
Da endlich kamen zwei andere von dessen Kumpels und zogen den Besoffenen weg. Es ging ihnen wohl doch zu weit, was hier geschah. Und sie sagten es dem auch.
Der Ami war - wie gesagt - in der Situation ganz ruhig; doch als wir nachher noch darüber sprachen, hat er sehr stark am ganzen Körper gezittert.
(Quelle: Ulli Laubenthal)
Sie gingen vor, und der Ami stand einfach ganz ruhig da. Das machte den anderen ganz hilflos, und provozierte ihn auch. Er nahm den Ami und stieß ihn rückwärts über eine Bodenkante auf die Erde. Er schlug ihn und rüttelte an ihm. Doch dieser blieb weiter ruhig, ertrug es noch und sagte nur:
"Was hab' ich dir denn getan? Ich schlage niemand. Ich habe dich ja auch noch nie gesehen."
Da endlich kamen zwei andere von dessen Kumpels und zogen den Besoffenen weg. Es ging ihnen wohl doch zu weit, was hier geschah. Und sie sagten es dem auch.
Der Ami war - wie gesagt - in der Situation ganz ruhig; doch als wir nachher noch darüber sprachen, hat er sehr stark am ganzen Körper gezittert.
(Quelle: Ulli Laubenthal)
Der offene Schnürsenkel
Mein Schnürsenkel war offen. Ich bemerkte es nicht gleich. Doch als ich fast darüber gestolpert wäre, hielt ich an. Da stand gerade ein geparktes Auto vor mir auf dem Gehsteig, und ich nutzte dessen Stoßstange, um meinen Fuß entsprechend etwas höher zu stellen und zu binden.
Doch etwas hatte ich nicht gesehen: in dem Auto saß noch der Fahrer. Dieser kam sofort heraus, wutschnaubend und schimpfend, und drängte mich förmlich ab und in die Ecke. Er war nahe daran, handgreiflich zu werden. Ich meinerseits war von seinem Wutausbruch fast wie gelähmt, ja ohnmächtig; ich blieb zunächst nur einfach gerade stehen. Wie es so meine Art ist, wurde ich auch hier zuerst mal immer ruhiger, je mehr der andere ausbrach. Und im weiteren konnte er auch schon nicht mehr viel machen, da nun gleich einige Leute dazukamen und uns beobachteten. So ließ er wieder ab von mir.
Im Weitergehen dachte ich jedoch bei mir: etwas unbefriedigend, dieses Ende. Mehr Vorbereitung auf soetwas wäre vielleicht besser gewesen. Denn für ein nächstes Mal hat der doch noch nichts gelernt. Immerhin ist es glimpflich ausgegangen - einfach dadurch, daß ich ruhig geblieben bin.
(Quelle: Bernd Ebding, Neuershausen)
Doch etwas hatte ich nicht gesehen: in dem Auto saß noch der Fahrer. Dieser kam sofort heraus, wutschnaubend und schimpfend, und drängte mich förmlich ab und in die Ecke. Er war nahe daran, handgreiflich zu werden. Ich meinerseits war von seinem Wutausbruch fast wie gelähmt, ja ohnmächtig; ich blieb zunächst nur einfach gerade stehen. Wie es so meine Art ist, wurde ich auch hier zuerst mal immer ruhiger, je mehr der andere ausbrach. Und im weiteren konnte er auch schon nicht mehr viel machen, da nun gleich einige Leute dazukamen und uns beobachteten. So ließ er wieder ab von mir.
Im Weitergehen dachte ich jedoch bei mir: etwas unbefriedigend, dieses Ende. Mehr Vorbereitung auf soetwas wäre vielleicht besser gewesen. Denn für ein nächstes Mal hat der doch noch nichts gelernt. Immerhin ist es glimpflich ausgegangen - einfach dadurch, daß ich ruhig geblieben bin.
(Quelle: Bernd Ebding, Neuershausen)
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