Freitag

In Mexiko wurde mit Gütekraft ein Mord verhindert

Es war im Jahr 1971, als mein Mann und ich für den Versöhnungsbund in Mexiko tätig waren. Eines Abends saßen wir dort in einer Kneipe. Am Nachbartisch unterhielten sich lautstark zwei Männer. Sie tranken Schnaps. Einer der beiden sprach in dem lebhaften Gespräch eine Beleidigung gegen den anderen aus. Sie gerieten in Streit. Plötzlich sprang der Beleidigte impulsiv auf, zückte ein Messer und ging auf den ersten los.
Wir sahen das alles, aus nächster Nähe. Was konnten wir tun?
Mein Mann handelte schnell. Er stand auf und schlug dem Mann mit seiner Hand von oben so auf das rechte Handgelenk, dass das Messer zu Boden fiel.
Damit zog er den Angriff des Mannes auf sich. Und er stellte sich ihm so gegenüber, dass er ihn anschauen konnte, und legte ihm die Hand auf die Schulter. Und er fragte ihn sofort: Da muss dir dein Kollege etwas ganz Schlimmes angetan haben, dass du so heftig reagiert hast? Worum handelt es sich denn?
Die einfühlsame Frage machte klar, dass der Schlag auf die Hand kein Angriff gegen die Person des Mannes war, dass mein Mann keineswegs die Absicht hatte, ihm in irgendeiner Weise Schaden zuzufügen, sondern die Wut des Angreifers auf sich zu lenken und einen Mord zu verhindern.
Der Mann konnte durch das anschließende Gespräch beruhigt und die Situation entschärft werden.

von Hildegard Goss-Mayr

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