Donnerstag

Das Abi-Scherz Verbot, ein Gütekrafterlebnis

„Mein Gütekrafterlebnis“ von Kristin Ideler:

Der Abi-Scherz und die damit verbundene Feier der Abiturienten mit der gesamten Schule, hatte an meinem ehemaligen Gymnasium, wie auch an den meisten anderen Schulen, eine besondere Tradition.
Doch vor einigen Jahren, als wir einen neuen, sehr autoritär veranlagten, Direktor bekamen, verbot dieser einfach den Abi-Scherz mit der Begründung, das dass Sommerhalbjahr sowieso schon so kurz ist und der Abi-Scherz ja sowieso nur eine blöde Party ist, die die Schüler vom Lernen abhält. Sofern die Abiturienten seine Anweisung nicht beachten würden, drohte er mit dem Einbehalt der Abiturzeugnisse.

Nun gab es zwei Möglichkeiten, entweder man nimmt diese Einschränkung hin und wartet darauf, was der neue Direktor als nächstes verbieten möchte, oder man zeigt ihm, dass auch die Schülerschaft ein Mitbestimmungsrecht hat, wenn es darum geht die eigene Schulzeit mitzugestalten.
Vor allem die Abiturienten fingen nun an dem Direktor Paroli zu bieten. Denn sie betraf diese Ungerechtigkeit ja besonders. Sie hatten in den letzten Monaten gelernt, gelernt und noch mal gelernt und alle Prüfungen hinter sich gebracht und nun wollte man sie um ihre Belohnung bringen. Zumal alle Abiturjahrgänge zuvor den Abi-Scherz ohne Probleme und mit allseitiger Begeisterung veranstalten konnten.

Der erste Schritt war ein Gespräch mit dem Direktor. Man wollte ihm zeigen, wie wichtig der Abi-Scherz für die Schulgemeinde ist und das man ihn nicht einfach abschaffen kann. Doch der Direktor ließ sich in keinster Weise überzeugen und wurde sogar noch wütend, weil er dachte, dass man seine absolute Autorität anzweifelte.
Da das Gespräch gar nichts gebracht hatte, wurde eines Morgens eine Sitzblockade veranstaltet, um den Direktor so zu überzeugen. Mehr als ein Drittel der Schüler beteiligten sich. Und so war nicht nur fast das ganze Treppenhaus blockiert, sondern es konnte de facto auch kein sinnvoller Unterricht stattfinden.
Doch auch jetzt war der Direktor noch nicht zum Einlenken bereit, auch wenn sogar die Lehrer ihm teilweise rieten, sein Verbot des Abi-Scherzes wieder aufzuheben, weil es die sinnvollste Lösung wäre.
Doch nun kam ein weiterer Faktor hinzu, der den Direktor schließlich zum Einlenken bewegen sollte, allein schon die „Drohung“ die regionale und überregionale Presse sei informiert und werde bald eintreffen, bewirkte ein Aufweichen seiner Position. Als dann der erste Reporter da war, gab er seine Position ganz auf.

Seitdem ist der Abi-Scherz an meiner ehemaligen Schule wieder Tradition. Und es gab nie wieder Probleme damit.

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