Durch 11 km eisiges, haiverseuchtes Wasser vom Festland getrennt liegt die kleine, öde Sandinsel Robben Island in Sichtweite vor der südafrikanischen Metropole Kapstadt. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie von den jeweiligen Herren Südafrikas als Strafkolonie für die jeweils missliebigen Untertanen genutzt. Dass die Gefangenen dort die unerreichbare Freiheit ständig vor Augen hatten, machte ihnen ihr Los nicht leichter.
Seit 1948, als die südafrikanische National Party die Apartheid zum Gesetz erhob, wurden auch deren Gegner auf die Insel verbannt, so auch Nelson Mandela, der Führer des ANC, der insgesamt 27 Jahre in Gefangenschaft zubringen musste.
Dass es dem unermüdlichen Kämpfer aus dem Gefängnis heraus gelang, das gesamte politische Gefüge Südafrikas umzukehren, die Apartheid abzuschaffen und sich selbst (1994) als ersten demokratisch gewählten Präsidenten an die Spitze des krisengeschüttelten Landes stellen zu lassen, muss als eines der ganz großen Wunder unserer Zeit betrachtet werden. Aber nur ein wahrhaft großer Mann konnte ein solches Wunder vollbringen, und edelmütige Größe, die ihm weltweite Verehrung einbringen sollte, zeigte Mandela als Staatsmann. Er hätte auf dem Gipfel der Macht leicht Vergeltung üben können, doch er predigte Vergebung, Frieden, Versöhnung. Zu seiner Amtseinsetzung lud er sogar seine Wärter aus dem insularen Vollzug ein und toastete ihnen unter Namensnennung freundlich zu.
Robben Island steht heute unter Denkmalschutz und ist eine Touristenattraktion geworden, ein besiegtes Ungeheuer, Überwunden allein durch das hartnäckige Bestehen auf der Freiheit und Gleichheit aller Menschen.
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