Ein Telefonanruf rief uns zur Hilfe: Nächtliche Randale - das war die Absicht einiger faschistisch ausgerichteter Jugendlicher, die vor der Pressehütte standen. Sie machten einigen Aufruhr vor dem Haus. Zwei waren betrunken; die waren auch besonders aggressiv. Und sie belagerten die Tür. Einer von uns, ein Ami, ging zu dem einen an der Türe hin und bat ihn, daß er doch da weggehen solle. Der Betrunkene sagte, gut, gehen wir da auf die Straße. Und es war klar: Er wollte den Zweikampf.
Sie gingen vor, und der Ami stand einfach ganz ruhig da. Das machte den anderen ganz hilflos, und provozierte ihn auch. Er nahm den Ami und stieß ihn rückwärts über eine Bodenkante auf die Erde. Er schlug ihn und rüttelte an ihm. Doch dieser blieb weiter ruhig, ertrug es noch und sagte nur:
"Was hab' ich dir denn getan? Ich schlage niemand. Ich habe dich ja auch noch nie gesehen."
Da endlich kamen zwei andere von dessen Kumpels und zogen den Besoffenen weg. Es ging ihnen wohl doch zu weit, was hier geschah. Und sie sagten es dem auch.
Der Ami war - wie gesagt - in der Situation ganz ruhig; doch als wir nachher noch darüber sprachen, hat er sehr stark am ganzen Körper gezittert.
(Quelle: Ulli Laubenthal)
Ereignisse, in denen Gütekraft, Kraft der Gewaltfreiheit, eine Rolle spielte – mehr dazu: www.martin-arnold.eu Dies sind keine Rezepte, nicht zum Nachmachen! Gütekräftiges Handeln im Konflikt heißt, mit einem Aggressor eine Verbindung herzustellen, die ihn an seine Menschlichkeit erinnert. So können Wunder geschehen. Wo das nicht der Fall ist, soll aber keinesfalls Opfern die Verantwortung für das Erlittene zugeschrieben werden.
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