Samstag

Standhaft bleiben

Die Tagung ist beendet, ein gutes Wochenende - und die Sonne scheint uns dazu. Wir gehen zum Abschluß in ein Cafè und stärken uns für die Heimfahrt. In lockerer Stimmung treten wir nach Kaffee und Kuchen wieder auf die Straße - und kollidieren fast mit einem PKW. Sehr rasant kommt er die enge Straße daher und fährt nur Millimeter an mir vorbei. In meinem Übermut gebe ich ihm einen leichten Klaps auf den hinteren Kotflügel.

Szenenwechsel - genau bekomme ich es nicht mit; jedoch steht auf einmal der Fahrer des PKWs direkt vor mir. Mit funkelnden Augen schaut er mich an; scharf fragt er: "Hast Du gerade auf mein Auto gehauen?" Eine gewisse geladene Stimmung schwelt in der Luft. Auch sein Beifahrer ist inzwischen ausgestiegen und beobachtet die Szene. Mitten auf der kleinen Kreuzung stehen wir, mein Gegenüber in herausfordernder Haltung. Ich bleibe klar und fest stehen, bewege mich nicht, und sage nur einfach: "Ja."
Ein dunkles Auto kommt herangeschossen. Der Fahrer stellt den Motor ab, lehnt sich in die offene Türe und meint mit unverkennbarem Unterton: "Was ist los? Machen wir ihn fertig?"
Er macht durchaus den Eindruck, daß er mit Schlägereien einige Erfahrung hat. Ich sehe ihn an, ganz ruhig, ohne etwas zu sagen. Ich sehe auch nochmal die anderen an. Mein Gegenüber sagt einige weitere scharfe Worte gegen mich, doch dann wendet er sich wieder zu seinem PKW und sie fahren ab - das andere Auto hinterher.

Ich habe ihnen zu wenig entsprechende Gegenreaktionen gezeigt, an denen sie sich hätten abreagieren können. Die Wut lief einfach ins Leere. Als die Autos weg sind, fangen mir ordentlich die Kniee an zu schlottern.


(Quelle: Andreas Riehm)

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